Frau Hetzer passt ja eigentlich nicht in das Konzept von „my daily business“ hinein. Sie hat nämlich bereits ihr Unternehmen im Jahre 2012 verkauft. Da Sie aber ihr gesamtes, bisheriges Leben selbständig war, möchte ich Ihnen ihre Geschichte nicht vorenthalten.
Für die Wenigen, die Frau Hetzer nicht kennen, die wichtigsten Fakten über sie:
- Geboren wurde Frau Hetzer im Jahre 1937 in Berlin
- Lernte den Beruf der Kfz-Mechanikerin im väterlichen Betrieb
- Zunächst selbständig mit einer Autovermietung auf Stundenbasis
- Nach dem Tod des Vaters übernahm sie im Jahr 1969 das Autohaus „Hetzer“
- Im Sommer startet sie in einem Oldtimer aus dem Jahr 1930 auf Weltreise (ca. 90.000km)
Im Jahre 1969 hat Frau Hetzer das Autohaus ihres verstorbenen Vaters übernommen. Zu diesem Zeitpunkt war ihre Tochter gerade ein Jahr alt. Da der Vater kurz vor seinem plötzlichen Tod die Räumlichkeiten am Kaiserdamm erwarb, startete Frau Hetzer ihre Selbständigkeit als Autohändlerin mit rund 4 Millionen DM Schulden. Die Bedingungen hätten härter wohl kaum sein können.
Auf meine Frage, wie sie mit der Situation klar kam, antwortet Frau Hetzer: „Geht nicht, gibts nicht!“ Ein Motto, welches sie durch ihr ganzes Geschäftsleben begleitet hat.
„Dennoch ist Glück sehr wichtig, im Privaten- und auch im Geschäftlichen Leben.“ Und Glück hatte sie nach eigenen Aussagen eine Menge.
Als Frau musste sie sich oft gegen die Männerwelt behaupten. Gerade auch in einer typischen Männerdomäne. Das war gerade am Anfang nicht einfach. „Eine eigene, starke Persönlichkeit ist in der Geschäftswelt mit am Wichtigsten. Man muss ständig zeigen, was man kann!“
Nachdem sie sich in dem Betrieb eingearbeitet hatte, ging sie mit ihrer Familie für ein Jahr nach Amerika. Sie merkte jedoch nach der Rückkehr, dass sie sich nicht auf Andere verlassen kann. Der Umsatz war in diesem einen Jahr erheblich gesunken. „Ab dem Moment wurde mir klar, dass ich als Chefin in meinem Unternehmen gebraucht werde und ich sehr hart für meinen Betrieb und meine 150 Mitarbeiter arbeiten muss.“
Meine obligatorische Frage nach ihrer Lieblingsbeschäftigung beantwortete Frau Hetzer kurz und knapp: „Ich war am allerliebsten in der Werkstatt. Der ganze Bürokram hat mir nie Spaß gemacht. Das einzige, was mich hier etwas motivierte, war der Wettbewerb mit anderen Opel Autohäusern in Deutschland. Hier konnte ich mich mit Anderen messen und beweisen, was in mir steckt!“
Ich fragte Frau Hetzer, ob sich aus ihrer Sicht die Unternehmerwelt in den letzten Jahren verändert habe. Dies bejahte sie eindeutig. Ab einer gewissen Unternehmensgröße sei das unabdingbar. Aus dem Grund hat sie immer darauf geachtet, mit ihrem Unternehmen, selbst in den sehr guten Zeiten, nicht zu groß zu werden. Diese sehr guten Zeiten waren Anfang der neunziger Jahre. Hier hat das Autohaus Hetzer ca. 1500 Neuwagen pro Jahr verkauft.
Die Menschlichkeit zog sich wie ein roter Faden durch das komplette Geschäftsleben von Frau Hetzer. Sogar bis zu dem Zeitpunkt, als sie ihr Unternehmen im Jahre 2012 verkaufte. „Aldi oder Lidl hätten mir für das Grundstück ein Vermögen gezahlt!“ Ihr war es jedoch wichtig, dass alle ihre Mitarbeiter weiterhin beschäftigt werden. Und so hat sie ihr Unternehmen für weniger Geld an die Autohauskette Dinnebier verkauft, weil hier vertraglich festgehalten wurde, dass die Mitarbeiter mindestens 15 Jahre lang weiterbeschäftigt werden.
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